Henk Scholte is ondermeer zanger van de Groningse groep Törf, presenteert voor Radio Noord het programma "Twij deuntje eur ain cent", en is Consulent Huis van de Groninger Cultuur.

Henk Scholte (Törf):

'Willy' ging tot onder de huid

Het heeft een tijdje moeten duren, maar hier dan mijn favoriete Lijst van 2003. Ik schrijf het wel op in een willekeurige volgorde, dus geen top tien. Het is voor mij elk jaar weer een kripsie om te komen tot een lijst van 10. Het aantal uitgaven is niet meer bij te houden.

June Tabor "An echo of hooves" Fernhill "Hynt"
Rickie Lee Jones "The evening of my best days"
Wolfgang Meyering "Malbrook"
Sharon Shannon "Libertango"
Arno Adams "Dans met mich" (Hij was voor mij de ontdekking van het jaar)
Age van der Velde "Stad in Regen"
Hannes Wader, Reinhard Mey, Konstantin Wecker "Das Konzert"
Eddi Reader "Sings Burns"
Townes van Zandt "Live at the old quarter"

Ik heb ook redelijk wat concerten bezocht en het was af en toe een beetje in jubileumsfeer. Zo heb ik in juni het concert van Hannes Wader bijgewoond. Het stond in het teken van z'n zestigste verjaardag. Hij werd bijgestaan door twee beroemde collega's uit het Duitse Liedermacher circuit., Reinhard Mey en Konstantin Wecker. Het was voor de duizenden toeschouwers een feest der herkenning. Één lied was op deze avond verpletterend, een hoogtepunt denk ik de Duitse Liedermacher geschiedenis van deze eeuw. Konstantin Wecker zong een vierde variant van zijn lied Willy. Met recht qua inhoud een profetische tekst. Het zorgde voor een ijzingwekkende stilte in de zaal. Het ging onder de huid en hierna moest het pauze zijn. Gelukkig is het ook geregistreerd en op CD te krijgen.

In September was ik in Eindhoven bij het jubileumconcert van Gerard van Maasakkers. Dit was voor mij het tweede hoogtepunt van het jaar 2003.

Verder kan ik zeggen dat ik uitkijk naar een optreden op 15 februari van de singer songwriter Si Kahn. Hij geeft dan een concert in Vlagtwedde.

Voor de volledigheid de tekst Willy 4 Konstantin Wecker

Tut mir leid, Willy, dass ich dich noch einmal belästigen muss in deiner wohlverdienten ewigen Ruhe.
Aber es brennt mir so viel auf der Seele, und die Gespräche mit dir waren immer so schön unbesonnen, so gar nicht politisch korrekt.
Und so wie wir zwei immer miteinander geredet haben, denken viele.
Nur man tut das nicht mehr allzu laut, Willy.
Das Land ist geistig und sprachlich nicht mehr wiederzuerkennen.
Es herrscht Krieg, und es ist auch unser Krieg.
Und ich bin natürlich genauso verwirrt wie alle anderen und ich hab auch keine fertigen Lösungen parat.
Aber ich möchte mich einfach mal mit jemandem aussprechen.
Und ich will dir erzählen, wie das alles so weit gekommen ist.
Ein paar wahnsinnige, verblendete, gehirngewaschene Verbrecher haben am 11. 9. das World-Trade-Center mit Verkehrsmaschinen in die Luft gejagt und über 3000 Menschen hingemetzelt. Entsetzlich.
So viel Leid, so viele Tränen. Kinder, die ihre Eltern nie mehr sehen werden. Hinterbliebene, deren Leben nie mehr so sein wird wie vorher.
Alle trauern.
Auch Deutschland trauert - wie nie zuvor.
Öffentlich und medienwirksam.
Da hat sich ein richtiges Trauermanagement entwickelt.
Und da, Willy, kommt mir nun doch manches befremdlich vor.
Denn mir erschienen meine Mitbürger in den letzten Jahren gar nicht so mitfühlend.

Keiner hat öffentlich getrauert, als 200.000 Iraker im Golfkrieg starben.
Als Millionen Afrikaner in Ruanda erschlagen und verstümmelt wurden.
Sicher, das ist alles weit weg und geht uns nicht so nah - sagen viele.
Aber wär es jetzt nicht an der Zeit, den Schrecken zum Anlass zu nehmen, einmal wirklich nachzudenken?
Oder verbieten wir uns dieses Nachdenken deshalb, weil es uns zwingen könnte, unsere buchstäblich überflüssige Lebensweise zu überprüfen, vielleicht sogar zu ändern?
Willy, ist das Böse wirklich immer außerhalb von uns selbst?
Kann es mit Waffen bekämpft werden?
Ist Bin Laden jetzt der Teufel oder vielleicht doch nur ein ausgerasteter CIA-Agent?
Und wenn das Böse nun wirklich mit Hilfe der NATO ausgerottet würde, käme da die katholische Kirche nicht in eine tiefe Sinnkrise?

Streubomben, Daisy Cutter - ist das die rechte Art, um der sogenannten unzivilisierten Welt unsere Zivilisation schmackhaft zu machen? Mein Gott, Willy, welche Freiheit verteidigen wir denn so vehement?
Die des Geistes oder vielleicht doch nur die des freien Marktes?
Und vernichten wir jetzt nicht mit immer neuen Anti-Terror-Gesetzen genau das, weswegen unsere Demokratie zu Recht verteidigt werden sollte?

Ist man deswegen schon anti-amerikanisch, weil man sich die gleichen politischen Sorgen macht wie vor dem 11. September?
Macht dieser Anschlag jetzt alle Verbrechen der Bush-Familie, der amerikanischen Außenpolitik und des CIA ungeschehen?

Mein Gott, ich bin doch auch gegen Terrorismus.
Und kein Volk der Welt hat die Taliban oder die Mörderbande der Nordallianz als Herrscher verdient, aber hat man sie vorher erst alle bewaffnen müssen?
Also gut... Elite-Einheiten gegen die Achse des Bösen.
Aber wieso dann nicht auch in die Deutsche Bank, in die Pharmakonzerne und nach Liechtenstein oder auf die Bahamas?

Haben wir nicht die beste aller Gesellschaftsformen, heißt es immer wieder.
Und alle nicken ergriffen, als müsste nicht auch das beste System immer wieder erneuert werden.
Als müsste man nicht immer bereit sein, sein Weltbild in Frage zu stellen.
Und wie perfekt ist denn nun dieses beste aller Systeme?

Nur weil es hierzulande den meisten finanziell noch ganz gut geht.
Aber bitte, was soll man machen gegen hemmungslos spekulierende Fondmanager?
Gegen das organisierte Verbrechen an der Biospähre?
Gegen 30 Millionen Verhungernde jährlich?
Und einige Millionen nur aus Ernährungsmangel blind geborener Kinder?
Wer kämpft eigentlich noch gegen den Ausnahmezustand der benutzten Natur?
Kein Tier, kein Baum, kein Fluss, kein Meer besitzt noch irgendeinen Wert in sich selbst.
Sie alle sind doch entwertet, weil sie kein Geld sind.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen, kannst di no erinnern an diesen Adorno, Willy?
Nein, es gibt keine Insel des Glücks in einer Welt voller Leid.
Jetzt werden's wieder sagen: Schaut's nur an, den Moralisten, den Wecker.
Aber du bist mein Zeuge, Willy, ich hasse die Moral.
Immer, wenn moralischer Eifer im Spiel ist, fängt man an, sich die Köpfe einzuschlagen.
Ich will nur nicht aufhören, nach der Wahrheit zu suchen.
Und angeblich ist ja nichts mehr wie es wahr.
Aber es wird weiter getötet und gefoltert und gelogen und geschmiert.
Kinder werden zur Arbeit an westlichen Nobelmarken ausgebeutet. Kinder - die einzig wirklich immer unschuldigen Opfer - warten weiter auf Väter und Mütter, die nie mehr heimkehren werden, werden von Minen zerfetzt, taumeln mit aufgeblähten Hungerbäuchen der Verwüstung entgegen.
Und wenn uns auch alle im Sieg der USA in Afghanistan und der mörderischen Nordallianz, wenn uns alle in diesem Sieg ihre Bestätigung dieses Krieges sehen: ich kann der Auswahl der Bilder mit denen ich überflutet werde, nicht mehr glauben.
Welche Bilder des Elends werden denn hinter denen des Jubels ausgeblendet?
Tausende sind durch die Bomben der USA getötet worden, Millionen verletzt und auf der Flucht.
Blindgänger und Minen machen die ganze Region unbewohnbar.
Krieg bedeutet doch auch immer die Vernichtung von Umwelt und Natur über Jahrzehnte hinaus.
Aber das darf ja alles nicht laut gedacht werden, denn die herrschenden Gedanken sind leider meistens die Gedanken der Herrschenden.

Wie weit wird das noch gehen - Somalia, Libyen, Nordkorea und natürlich Irak?
Die Amerikaner stellen weniger als 5 Prozent der Weltbevölkerung und verbrauchen 25 Prozent der Welterdölproduktion.
Wie bedingungslos solidarisch muss man eigentlich sein mit der Politik eines Landes, das sich an keine internationalen Verträge hält, dessen Präsident nur mit der Hilfe von Petrodollars an die Macht gekommen ist und dessen Geheimdienst im Ausland foltern lässt?

Und nun führt Sharon konsequent das weiter, was Bush vorgelegt hat.
Jeder Einmarsch heißt ab jetzt Krieg gegen den Terror.
Aber dieser grausame und unmenschliche Terror eskaliert doch nur durch Krieg.
Er kann durch Krieg nicht besiegt werden.
Kein Krieg kann je gewonnen werden.

Das, was sich hätte ändern müssen, Willy, hat sich nicht geändert seit dem 11. September, es sei denn, wir ändern uns.
Jeder von uns. Es sei denn, jeder von uns erkennt, dass wir als menschliche Wesen, in welchem Teil der Welt wir auch zufällig leben oder welcher Kultur wir zufällig angehören, voll und ganz für den Gesamtzustand der Welt verantwortlich sind.

Wir haben durch unser tägliches Leben dazu beigetragen, wir sind Teil dieser monströsen Gesellschaft - mit ihren Kriegen, ihrer Brutalität und ihrer Gier.
Und nur, wenn wir das klar erkennen - nicht intellektuell, sondern so wie wir Hunger und Schmerz empfinden - nur wenn wir klar erkennen, dass sie und ich verantwortlich sind für die ganze Welt, dann werden wir richtig handeln.
Frieden ist nicht der Zustand zwischen zwei Kriegen, Frieden wird nicht durch Siege erkauft. Frieden braucht Mut. Mut zur Wahrheit, und den Mut, sich selbst zu verändern.

Gestern haben's Willy begraben... und er wird weiter und weiter und weiter und weiter erschlagen!